Meet the Maker: Virginie Lobrot, Atelier Temps Libre
27/07/2022
Im Atelier von Virginie duftet es nach teurem Leder und frisch aufgebrühtem Kaffee, als wir sie an einem sonnigen Morgen besuchen. In Südfrankreich hat die Pariserin zu einem langsameren Lebensstil gefunden und kreiert nomadisch inspirierte Möbel, die ein Leben lang halten.
Der Weg zu „Temps Libre“
Von Paris in den Süden Frankreichs, vom Art Direktor in der großen Agentur Publicis zum selbstständigen Möbelhandwerk; Virginie Lobrot hat vielseitige Veränderungen in ihrem Berufsleben hinter sich. Während das ereignisreiche Leben in der französischen Hauptstadt mit Anfang 20 noch ein Abenteuer war, wurde mit fortschreitender Zeit der Wunsch nach Veränderung immer größer. Sie wünschte sich einen ruhigeren und „menschlicheren Rhythmus“ und wollte, als Mutter, mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen.
Nach fünf Jahren Agentur-Lifestyle inklusive des dazugehörigen Stresses, ließ sich die Französin zur Polsterin umschulen und gründete ihr eigenes Unternehmen: Temps Libre – oder übersetzt: Freizeit. Denn genau das war Beweggrund für den Wandel in der beruflichen Laufbahn: Sich Zeit zu nehmen, zurückzulehnen und frei zu bleiben. Sie hatte dabei das Ziel, ihre eigenen Möbel zu entwerfen, die nicht nur praktisch und bequem sein sollten, sondern auch für einen umweltfreundlichen Transport simpel auseinander- und wieder zusammengebaut werden konnten.
Die Entdeckung von Slow Living durch Handwerk
Der Weg ins Handwerk bedeutete für Lobrot vor allem eine persönliche Veränderung: „Ich fand dort eine Ruhe, die mir immer noch jeden Tag guttut“, erklärt uns die Designerin. Mit den Händen zu arbeiten und das Gefühl zu haben, dabei etwas zu erschaffen, sind zwei Aspekte, die Lobrot eng mit einem langsameren Lebensstil verbindet. Die Arbeit in ihrem kleinen Atelier findet fokussiert und ruhig statt. Die Möbel, die von ihr entworfen und hergestellt werden, halten ein Leben lang. Dabei sind ihre Stühle und Sessel nicht nur robust, sondern zutiefst nachhaltig durchdacht: Materialien können ausgetauscht werden und Einzelteile ergänzt und sogar restauriert werden.
Damit steht die qualitativ hochwertige Handwerkskunst im Kontrast zur Wegwerfkultur, in der Massenwaren unter Zeitdruck in Fabriken hergestellt werden und das Entsorgen und Ersetzen vorprogrammiert sind.
Virginie Lobrot in ihrem Atelier
Inspiration finden und Harmonie erkunden
Designer:innen, Künstler:innen und Architekt:innen vergangener Zeiten dienen Virginie als Inspirationsquelle. Ihr Stuhldesign wurde unter anderem von den Feldmöbeln der napoleonischen Armee und dem legendären „Indian Roorkhee Chair“ beeinflusst, denn auch damals sollten diese Stühle einfach, bequem und praktisch sein.
In Virginies Werkstatt entsteht mit viel Liebe zum Detail und Perfektionismus eine moderne Hommage an diese Klassiker. Ihr Design steht den Vorgängern in punkto Funktionalität in nichts nach: Wie das Original erfordern ihre Entwürfe keine Werkzeuge im (minutenschnellen) Zusammenbau. Die Stühle sind unverleimt und intelligent konstruiert: Für mehr Stärke und Stabilität sitzen die Verbindungen fester, sobald man auf dem Stuhl Platz nimmt. Gleichzeitig sind sie nicht nur äußerst praktisch, sondern auch sehr bequem und überzeugen durch eine angenehme Sitzposition.
Stuhlbeine und Kanten aus zertifiziertem Eichenholz
Die Bedeutung von Nachhaltigkeit
Wie Slow Living, so sorgt auch Nachhaltigkeit in Design und Handwerk für eine bessere Lebensqualität. Für Virginie Lobrot ist es nicht nur wichtig, mit schadstofffreien und natürlichen Materialien zu arbeiten, sondern diese Standards an Qualität auch an ihre Kund:innen weiterzugeben. So trägt sie nicht nur zu einer nachhaltigen Arbeitsweise, sondern auch einem nachhaltigen Konsum bei. Mehr über natürliche Materialien in der Möbel- und Heimtextilbranche erfährst Du in unserem Blogartikel Nachhaltige Materialien.
Die Verknüpfung von Handwerk und Design
Langsamer und entspannter leben mit Slow Living
Nachdem uns Virginie Lobrot über ihren Wandel zum Slow Living, ihr Unternehmen und ihre Motivation dahinter erzählt hat, haben wir sie gebeten, folgende Sätze zu vervollständigen:
- Slow Living tut mir gut, weil… ich bei der Arbeit und im Alltag jeden Moment genießen möchte. Eine schöne Arbeit braucht Zeit, in der Konzeption, der Entwicklung und der Umsetzung.
- Beschreibe Slow Living in drei Worten: Schritt für Schritt.
- Wenn mir nach Entschleunigung zumute ist... verbringe ich meine Zeit am liebsten mit Wandern. Ich schaue mir die Natur und ihre Wahrhaftigkeit an.
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